Christa Schechtl's
"Der Schrei" 2
Es war spätabends, als mich eine verzweifelte Frau anrief. Zusammen mit ihren 26 Katzen muss sie ihr Paradies am Starnberger See (bei München) verlassen. Ihr Verhültnis zur Vermieterin Dr. Sophie H. sei vergiftet.
Dabei fing alles so viel versprechend an. Sophie H. suchte Mieter, die auch ihre eigenen Katzen mitversorgen sollten. Als Gegenleistung bot sie mietfrei - ohne Mietvertrag - eine 50 qm große Wohnung samt überdachter Terrasse und urigem Garten. In Irmengard Rochelmeyer und ihrem Lebensgefährten Bernhard Klippel fand sie die idealen Mieter. In den folgenden Jahren ging auch alles gut, bis Frau H. das Grundstück verkaufen wollte und deswegen der Katzenpflegerin kündigte.
Frau Rochelmeyer rief mich um Hilfe. Ich sprach mit der Vermieterin, doch sie hatte Pläne mit dem Grundstück und blieb bei ihrer Räumungsklage. Es musste also schnell eine Alternative gefunden werden. Doch außer ihrer Rente, zusammen etwa 300 DM, hatten Rochelmeyer und Klippel kein Vermögen. Ich vermittelte ein Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (DM 6000 Spenden), schrieb einen Bericht in LISA mit Angabe ihrer Kontonummer und schließlich fand Frau Rochelmeyer einen Bauernhof, der aber für ca. DM 30.000 umgebaut werden musste.
Frau Rochelmeyer verlor die Nerven, rief mich fast täglich an, drohte mit Selbstmord, setzte mich unter Druck, weil alles ihrer Meinung nach zu langsam ging. Schließlich fand ich eine Gelegenheit, sie in einer Sendung von Jürgen Fliege unterzubringen. Das war der Durchbruch. Ich begleitete Frau Rochelmeyer in die Sendung, betreute sie. Jürgen Fliege schilderte die Situation und bat um Spenden für die Umbauten. Nun traf ein wahrer Geldsegen ein. Nicht nur die benötigten DM 30.000 kamen zusammen, sondern mehr als DM 230.000! (Die genaue Zahl kennt nur Rochelmeyer's Anwalt, mit dem sie aber nun zerstritten ist).
Und damit begann die wundersame Verwandlung von Frau Rochelmeyer. Wochenlang hörte ich nichts mehr von ihr. Kein Dankeschön, kein Anruf. Über ihren Rechtsanwalt erfuhr ich, dass sie über den "Bund gegen den Missbrauch der Tiere" ein Haus gefunden hat, in dem sie nun mit ihren Tieren mietfrei wohnen kann.
Fakt: Weder die DM 30.000, noch die restlichen Spendengelder wären nötig gewesen. Ich sprach mit Jürgen Fliege, der dafür sorgen wollte, dass das Geld in die Fliege-Stiftung überwiesen wird und es anderen Tieren in Not zugute kommen sollte. Ich rief Frau Rochelmeyer an, um sie darüber zu informieren. "Nichts wird geteilt, lassen Sie mich in Ruhe" und legte auf. Jürgen Flieges Produktionsfirma tagte, Anwälte wurden eingeschaltet, ein Skandal sollte vermieden werden. Schließlich einigte man sich mit Schreiben vom 24. Oktober 2000, dass Frau Rochelmeyer mit dem gespendeten Geld eine Stiftung gründen wolle, die ausschließlich "Tiere in Not" zur Verfügung stehen sollte. Ich war zunächst beruhigt, doch ein Gefühl sagte mir, an der Sache dran zu bleiben, zumal ich genügend Adressen bedürftiger Tierschützer habe.
Monate später sollte sich mein Gefühl leider bestätigen. Frau Rochelmeyer bestand darauf, dass das Geld auf ihr Konto überwiesen wurde, "es ist ja schließlich meines und sie damit machen könne, was sie wolle". Klammheimlich ging das über die Bühne, und nur durch meine Nachfrage erfuhr ich von dieser Transaktion.
Bis zum heutigen Tage wurde keine Stiftung gegründet. Auf Nachfrage von Tierschützern habe Frau Rochelmeyer das "Geld gut angelegt".
Für mich ein Betrug und Missbrauch gespendeter Gelder, die im Glauben einer Notlage gegeben wurden. Die Notlage war nicht mehr gegeben. Das Geld sollte tatsächlich dem Tierschutz zugute kommen!
Vielleicht ist unter meinen Lesern ein Fachmann, der sich dieser Sache annehmen möchte!