Christa Schechtl's
"Der Schrei" 2
Es war ein kühler, regnerischer Tag in Burgas, als ich mit zwei winzig kleinen Kätzchen, keine vier Wochen alt, nach München zurückflog, mit Zwischenlandung Frankfurt. Robby und Vanille bettete ich in kuschelige Deckchen und hoffte, dass sie den Flug gut überstehen würden. Kurz zuvor wurden sie auf der Straße gefunden, ihre Mama lag erschossen daneben. Alle zwei Stunden musste ich sie rund um die Uhr mit Spezialmilch füttern. Wer das einmal mitgemacht hat, weiß um die nächtliche Nervenanspannung über viele Tage.
Mit dem Flug ging alles gut. Doch dann wurden Robby und Vanille unruhig und miauten hungrig, gerade als ich den Zoll in Frankfurt passieren wollte. Der Zöllner sah meine Winzlinge und verlangte den Impfpass - in diesem Alter ein Irrsinn. Er verständigte sofort die Amtstierärztin, die mich zunächst drei Stunden warten ließ, ehe ich in das Kilometer entfernte Veterinärgebäude fahren durfte.
Kühl und emotionslos teilte sie mir schließlich mit: "Die Katzen bleiben hier. Sie hätten sie gar nicht mitbringen dürfen." Fassungslos fragte ich sie: "Hätte ich sie auf der Straße verhungern und sterben lassen sollen?" Doch das war nicht von Interesse. Die Amtstierärztin bestand auf die Flughafen-Quarantäne. Doch in dieser kühlen, sterilen, emotionslosen Atmosphäre, da war ich mir ganz sicher, hätten meine Schützlinge niemals überlebt. Sie waren zu schwach und brauchten vor allem eines: Liebe und Fürsorge.
Ich weigerte mich, die Kätzchen dort u lassen. Dann eskalierte die Situation. Sie drohte mit Polizei. Und in dem Moment, als die Amtstierärztin zum Hörer griff und sagte: "Kommt sofort, es ist dringend", floh ich mit meinen Tieren aus dem Flughafengebäude, stürzte in mein wartendes Taxi und ließ mich zum Bahnhof fahren. Todmüde kam ich nachts in München an
Doch meine Flucht hatte Folgen. zwei Tage später kontrollierten zwei(!) Amtstierärzte vom Städtischen Veterinäramt München meine Katzenhaltung. Sie stellten mir das beste Zeugnis aus. Trotzdem: Ich erhielt kurze Zeit später einen Strafbefehl über DM 1500,-, weitere DM 500,- für eine Kinderklinik und drei Jahre Bewährung wegen illegaler Einfuhr und Verstoß gegen das Seuchengesetz.
Ich war empört. Mir wäre nichts passiert, hätte ich die Tiere auf der Straße liegengelassen und sie dem Tod preisgegeben. So wurde ich bestraft, weil ich Lebewesen, die man in diesem Alter nicht impfen kann, rettete. Das widerstrebte meiner Moral, und ich legte Einspruch ein.
Meine Beharrlichkeit wurde belohnt. Nach einem Gespräch mit dem zuständigen Richter wurde das Verfahren eingestellt. Ich hatte das Glück, einen humanen, verständnisvollen, vielleicht auch tierlieben Hüter des Gesetzes gefunden zu haben.
Heute leben Robby und Vanille glücklich, gesund und herrlich erwachsen bei meinem Bruder auf seinem Gut in Holland.
Robby und Vanille hätten keine Überlebenschance gehabt. Die beiden Winzlinge musste ich rund um die Uhr alle zwei Stunden mit Spezialmilch füttern. Heute leben sie mit noch zwei großen Hunden bei meinem Bruder in Holland. Nächste Seite: Ich mit Robby und Strafbefehl.