Christa Schechtl's
"Der Schrei" 2
Am Anfang war die Vergiftungs-Aktion. Durch den Mordauftrag der Regierung in Ankara, alle freilaufenden Hunde und Katzen zu vernichten, fanden in Foca, 50 Kilometer von Izmir entfernt, bereits 40 Hunde einen grausamen Tod. Ich flog nach Foca und sprach mit Landrat Ahmet Ertürk. Er beteuerte sein Entsetzen über diese Tat und versprach mir hoch und heilig, dass er sich in Zukunft vehement dagegen aussprechen werde und ein Tierheim für die Straßenhunde bauen wolle.
Das klang viel versprechend. Doch der Mann hielt Wort. Im Frühjahr 2001 wurde das sogar für europäische Verhältnisse schöne Tierheim eröffnet. Und damit war für den Landrat die Mission erfüllt. Das Asyl füllte sich schnell. Und jetzt begannen die Probleme. Niemand fühlte sich für die Betreuung und Versorgung zuständig. Niemand für die Organisation von Futter. Keine ärztliche Versorgung. Die Hunde waren der prallen Sonne und Hitze ausgesetzt. Die Wasserpumpe versagte und wurde monatelang nicht repariert. Reihenweise starben die Tiere.
Bis ein türkischer Geschäftsmann, der in Hamburg studierte, die nächtlichen Schreie der hungrigen Tiere nicht mehr hören konnte (er wohnt in der Nähe) - und handelte. Es war Ibrahim Tepecik, der schließlich die Sache in die Hand nahm und mich wieder um Hilfe rief. Erneut sprach ich mit dem Landrat. Dann ging alles ziemlich schnell. Die Wasserpumpe war innerhalb von
Stunden repariert, ein Wetterdach wird zur Zeit erstellt. Futter für DM 3000,- wird für das gesamte Jahr 2002 von der Militärkantine bezogen. Viel Geld für türkische Verhältnisse, aber immer noch billiger, als reguläres Fressen kaufen zu müssen. Ein Tierarzt wird von mir bezahlt und kommt auch regelmäßig ins Tierheim.
Geplant ist ferner eine Futterküche, die Anschaffung eines Tierschutzfahrzeuges und ein OP-Raum. Ibo hat sich um einen Helfer gekümmert, der regelmäßig sauber macht und auch die Tiere füttert. Auch Foca werde ich noch längere Zeit betreuen müssen. Doch hier habe ich den wunderbaren Menschen Ibo, der wahrscheinlich ein Herz für Tiere hat. Kein Selbstverständnis ein einem Land, das Tötungsaktionen anordnet.
Aus dem Tierheim in Foca habe ich die zauberhafte Hundedame Lilly mit ihren Babys mitgebracht, die zur Zeit im Tierheim Garmisch-Patenkirchen wie im Paradies leben (Tel. 08821-55967).