Christa Schechtl's
"Der Schrei" 2

Tatort: Ukraine
Drei Rettungen
aus dem
schlimmsten Todeshaus.
Odessa

Der Bürgermeister war gesprächsbereit, alles sollte besser werden. Doch meine Recherchen haben ergeben, dass weiter getötet und an eine Änderung der Situation nicht gedacht wurde. In meiner Verzweiflung bat ich Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, um Unterstützung. Gemeinsam flogen wir nach Odessa. Für Herrn Apel sollte dies der erste Kontakt mit einem Budka, einem Todeshaus für Tiere werden - und die schlimmsten Stunden in seinem Tierschutzleben.

Es war früher Morgen, als wir ins Budka gingen. Zwei Käfige waren leer. 60 Hunde wurden bereits getötet. Apathisch, regungslos liegen die die übrig gebliebenen Geschöpfe nun aufeinander zitternd in einer Ecke. Schöne, gepflegte Hunde sind darunter, die von verzweifelten Besitzern teuer herausgekauft werden müssen, obwohl sie ihnen vor der Nase weg gefangen wurden. Mein Blick fällt auf einen kleinen weiß-braunen Corgi-Mischling, der mich stumm ansieht.

Hinter ihm eine blutjunge zierliche Schäferhündin, die noch voller Kraft und Lebensfreude steckt. Anscheinend erst kurz im Budka. Sie ist die einzige, die herzerweichend in diesem gespenstig stillen, stockdunklen Verlies heult. Ich will den kleinen braun-weißen Hund, den ich spontan Wolfi nenne, herausholen (das Selektieren ist das Grausamste), doch der Hundefänger geht dazwischen. Ich stoße ihn weg, öffne das Gitter, beuge mich zu dem zitternden Wolfi.

Da passiert es. Die zarte Schäferhündin Tina, so habe ich sie getauft, sieht die Chance ihres Lebens und will durchs offene Gitter springen. Doch der Hundefänger drückt sie brutal wieder zurück. Tina jault auf, springt noch einmal - und schafft es. Tatjana, die Vorsitzende des Odessaer Tierschutzvereins, und Wolfgang Apel ziehen das wimmernde Tier zu sich und lassen es nicht mehr los. Tina und Wolfi waren die letzten Tiere, die das Budka an diesem Tag lebend verließen.

Wolfi im Todeshaus

Corgis-Mischling Wolfi sollte am nächsten Tag im Kanister getötet werden. Der anhängliche, unkomplizierte Hund konnte sein Glück kaum fassen, als ich ihn aus der Hölle holte. Heute lebt Wolfi in Neuhaus-Schiernitz und ist der Sonnenschein und Liebling von Familie Renner.

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